Star Stable ist DAS MMO für Pferdefans, aber wer gratis Spaß haben will, schaut schnell in die Röhre.
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Test: Großes Reitvergnügen, aber nur gegen Geld
Wer früher die Wendy gelesen hat (oder dem heute noch nachgeht), dürfte zur Zielgruppe von Star Stable Entertainment gehören. Das schwedische Entwicklerstudio trägt den Titel seines bislang einzigen veröffentlichten Spiels im Namen beziehungsweise hat sich offensichtlich nach ihm benannt. Mit Star Stable ist das Team aus Stockholm seit mittlerweile über sechs Jahren erfolgreich. Da wird es doch mal Zeit, dass wir uns den Titel genauer anschauen und überprüfen, ob dieser Erfolg überhaupt verdient ist.
Insel für Pferdefans
Pferdespiele gab es schon vor Star Stable. Man denke nur an digitale Auffahrunfälle wie das eine oder andere Barbie-Reiterhof-Spiel. Doch so etwas wie das Erstlingswerk der Schweden hat es zuvor noch nicht gegeben. Star Stable ist nämlich nicht weniger als ein waschechtes MMORPG. Du magst bei dem Begriff vielleicht eher an virtuelle Fantasy-Welten denken, in denen sich Elfen und Orks gegenseitig die Köpfe einschlagen, doch damit ist er ja gar nicht untrennbar verbunden. Star Stable entführt dich in eine offene, zusammenhängende Spielwelt, in der du nicht nur Quests nachgehst und im Level aufsteigst, sondern auch auf viele andere Spieler triffst. Dadurch wirkt die Insel Jorvik, der Schauplatz des Online-Spiels, sehr lebendig, da überall die Leute auf ihren Pferden entlangreiten.
Jorvik selbst ist ein sehr idyllischer Ort, der ausreichend Platz zum Erkunden bietet. Am Anfang, wenn du frisch auf dem Eiland ankommst, wirst du jedoch erstmal in ein enges Korsett gesteckt. Die ersten Quests dienen als Tutorial und solange du das nicht abgeschlossen hast, kommst du nicht aus dem Startgebiet heraus. Das ist aber gar nicht mal verkehrt. Star Stable überfällt dich nicht direkt mit zig möglichen Aktivitäten, sondern führt dich langsam an die einzelnen Spielmechaniken heran.
Das wichtigste Element sind, wie könnte es auch anders sein, die Pferde. Am Anfang erstellst du dir nicht nur deinen eigenen Charakter, sondern legst auch Fell- und Mähnenfarbe deines Startrosses fest. Du hast also gleich von Beginn an ein Pferd und bekommst erst einmal beigebracht, wie du auf ihm reitest. Die Steuerung ist jedoch sowohl zu Ross als auch zu Fuß ein zweischneidiges Schwert.
Großer Reitspaß mit kleinem Problem
Was uns gut gefällt, sind die unterschiedlichen Eingabemöglichkeiten: Du kannst dich in Star Stable ganz klassisch mit „W“, „A“, „S“ und „D“ oder alternativ den Pfeiltasten fortbewegen und die Maus nur dazu benutzen, die Kamera per Rechtsklick zu drehen. Oder aber du verwendest die Tastatur nur zum Vor- und Zurücklaufen beziehungsweise dazu, dem Pferd die Sporen zu geben, und änderst durch gedrückte linke Maustaste und Bewegen der Maus die Lauf- respektive Reitrichtung. Oder du nutzt ganz allein die Maus, um dich durch die Spielwelt zu bewegen. Denn indem du das Mausrad nach oben oder unten drehst, weist du ebenfalls deinem Charakter beziehungsweise Pferd an, ein paar Schritte zu machen.
Für das Pferd gibt es mehrere Geschwindigkeitsstufen. Je öfter du „W“, oder „Pfeil nach oben“ drückst oder das Mausrad vorwärts drehst, desto mehr erhöht dein Ross das Tempo. Letzteres behält es aber nicht dauerhaft bei. Wenn unten rechts im Bild die Anzeige für die Reitgeschwindigkeit blinkt, ist das das Zeichen, dass dein Tier in Kürze einen Gang runterschaltet. Um die Schnelligkeit zu halten, musst du also erneut eine der beiden genannten Tasten oder das Mausrad betätigen.
Letzteres ist aber gar nicht unser Problem mit der Steuerung von Star Stable. Was uns negativ aufgefallen ist, ist die Trägheit. Egal ob beim Reiten oder zu Fuß, Kurven werden jedes Mal in einem zu großen Winkel genommen. Das Ganze fühlt sich schwammig an, ganz anders als wir das von anderen MMOs kennen. Dadurch kommt es immer wieder zu Zusammenstößen mit Levelobjekten, was deinem Pferd ganz und gar nicht gefällt – und uns auch nicht.
Viele Aufgaben für junge Reiter
Hast du dich an die Macken der Steuerung gewöhnt, kannst du dich den erfreulicheren Dingen zuwenden. In Star Stable gibt es eine ganze Menge zu tun. In erster Linie wartet eine Vielzahl an NPCs darauf, von dir Hilfe zu erhalten. Die Welt ist vollgestopft mit Quests, über einen Mangel an Arbeit kannst du dich in dem Tierspiel nicht beschweren. Da Star Stable nun nicht die Art von MMO ist, in der du als Held mit Schwert und Schild oder dem Bogen in den Kampf gegen böse Mächte ziehst, fällt ein typisches Spielelement von Online-Rollenspielen natürlich weg. Was bleibt, sind vor allem Botengänge sowie Sammelaufgaben. Da bittet dich etwa der örtliche Schmied darum, ihm ein paar Materialien zu besorgen, die sein Lehrling im Wald fallen gelassen hat.
Die Quests von Star Stable gewinnen sicherlich keinen Innovationspreis. Aber immerhin erzählen sie immer wieder mal nette kleine Geschichten. Und es gibt auch Storys, die sich über ganze Questreihen erstrecken. Da geht es dann zum Beispiel um die GED, eine Firma, die nicht gerade zur netten Sorte von Großkonzernen gehört.
Neben den normalen Missionen gibt es in Star Stable auch noch jede Menge Rennen, die du absolvieren kannst. Dabei trittst du gegen die Zeit an und versuchst, festgelegte Strecken schneller zu meistern als die anderen Spieler. Das ist in jedem Fall eine nette Abwechslung zu den sonstigen Aufgaben und dient auch dazu, dich mit deinen Freunden zu messen.
Reichlich Shopping-Optionen
In Star Stable gibt es aber nicht nur eine große Welt und eine Vielzahl an Aufgaben, sondern auch jede Menge Pferde – gehört sich ja auch so für ein Pferdespiel. Die Anzahl an unterschiedlichen Rassen kann sich sehen lassen. Du hast die Möglichkeit, auf Ponys, Englischen Vollblütern, Oldenburgern, Hannoveranern, Islandpferden und vielen weiteren zu reiten. Natürlich bekommst du sie alle nicht geschenkt, sondern musst sie für Star Coins kaufen. Das ist die Premiumwährung in Star Stable, die du nur gegen Echtgeld bekommst, wobei Star Rider (Spieler mit Abonnement) jede Woche 100 Stück auf ihr Konto erhalten.
Darüber hinaus bietet das Spiel Geschäfte, in denen du jede Menge Klamotten für deinen eigenen Charakter sowie eine Vielzahl an unterschiedlichem Zaumzeug erwerben kannst. Ja, umfangstechnisch können wir Star Stable absolut nichts vorwerfen, aber das erwarten wir auch von einem Titel, der bereits länger als sechs Jahre auf dem Markt ist. Die Entwickler tun jedoch alles dafür, dass dir nicht irgendwann langweilig wird. Jeden Mittwoch veröffentlichen sie ein Update mit neuen Inhalten. Klar, manche Aktualisierungen sind umfangreicher als andere, aber sie zeigen in jedem Fall, wie viel Mühe Star Stable Entertainment in die Pflege seines Spiels steckt.
Die Sache hat allerdings einen Haken: Von den meisten Inhalten wirst du gar nicht profitieren können, wenn du kein Geld in die Hand nimmst. Star Stable ist nämlich kein vollwertiges Free-to-Play-Spiel. Du kannst es dir zwar kostenlos herunterladen und spielen, ab Level 5 ist aber Schluss. Alles, was darüber hinausgeht, ist den Star Ridern vorbehalten. Ein einzelner Monat kostet 6,49 Euro, was im Vergleich zu anderen MMOs wie etwa World of WarCraft recht günstig ist. Und angesichts dessen, was du als Star Rider geboten bekommst, sind die Abopreise sehr fair bemessen. Du darfst eben nur nicht erwarten, jede Menge Spielspaß für lau zu erhalten.
Idyllische Ausritte garantiert
Die Grafik von Star Stable ist sehr farbenfroh und durchaus ansehnlich, wenn auch nicht mehr überaus modern. Man merkt dem Titel sein Alter an. Gerade der Boden wirkt für heutige Verhältnisse ziemlich detailarm. Dafür sind die Pferde nett animiert und Jorvik bietet viel optische Abwechslung. Außerdem lässt sich die Insel auch auf schwachen PCs erkunden, ohne dass es ständig ruckelt.
Die Soundkulisse ist mit ihrem Vogelgezwitscher, dem Wind, der durch die Bäume weht, und dem Klappern der Pferdehufe sehr gut gelungen und trägt einen großen Teil zur idyllischen Atmosphäre von Star Stable bei – Star Stable Entertainment hat nicht ohne Grund mit dem Spiel ein ASMR-Video produziert und auf den offiziellen YouTube-Kanal des Spiels hochgeladen. Das heißt übrigens nicht, dass es keine Musik gibt. Die ist ebenfalls auf hohem Niveau und untermalt das Spielgeschehen stets passend. Sprachausgabe suchst du jedoch vergebens. Die Charaktere geben bloß irgendwelche Fantasielaute von sich.
Fazit
Wenn du auf der Suche nach einem kostenlosen Pferdespiel bist, ist Star Stable nichts für dich. Für jemanden, der nichts zahlen möchte, hat der Titel nur sehr wenig zu bieten. Ein Gratis-Account dient also wirklich nur zum Hineinschnuppern und Anspielen. Dauerhaften Spielspaß gibt es ausschließlich für Star Rider. Als solcher bekommst du aber reichlich Inhalt für dein Geld geboten. Star Stable hat eine große Spielwelt, die vollgestopft ist mit Quests, Rennen und anderen Aktivitäten. Schade nur, dass die Steuerung nicht so gut gelungen ist. Dennoch können wir das Spiel Pferdefans empfehlen, die zugleich auch MMOs mögen und kein Problem mit monatlichen Gebühren haben.
- Riesige, abwechslungsreiche Welt
- Atmosphärische Soundkulisse
- Regelmäßig neue Inhalte
- Unmengen an Quests,...
- ...zum Großteil aber nur Genrestandard
- Schwammige Steuerung