Der Bauernhof ruft! Wie, schon wieder? Er muss doch inzwischen heiser sein. Ja, Farmspiele für Browser oder Mobile-Geräte gibt es tatsächlich eine Menge und Goodgame Big Farm, das wir heute auf Herz und Nieren testen wollen, muss sich daher den Vergleich mit anderen Vertretern des Genres gefallen lassen. Immerhin ist das Browsergame von Goodgame Studios (Goodgame Empire, Goodgame Café) schon etwas mehr als ein Jahr online und verzeichnet, nach Auskunft der Betreiber, über 20 Millionen registrierte Spieler. Da lohnt sich ein genauerer Blick, finden wir.
Goodgame Big Farm Test: Solides Bauernglück ohne große Überraschungen
Wir fangen in Goodgame Big Farm ganz klein an, mit einem recht winzigen Hof, der allerdings von überwucherten Flächen umgeben ist, die wir im Laufe des Spiels freischalten und vom Gestrüpp befreien. Alle paar Level können wir ein neues Stückchen Land dazukaufen. Ganz recht, obwohl es angeblich uns gehört, müssen wir trotzdem Dollar dafür hinblättern – oder sogar Gold, wenn wir uns nicht gedulden können. Dollar ist die reguläre Spielwährung, die wir als Belohnung bekommen, wenn wir Aufgaben erfüllen oder im Level aufsteigen, aber auch durch den Verkauf unserer Waren. Gold hingegen ist die Premiumwährung, die wir nicht so oft geschenkt kriegen. Mit Gold erwerben wir bei Bedarf besondere Gebäude und Dekorationen, schalten Features früher frei oder verkürzen Wartezeiten. Ganz klassisch, wie wir das aus anderen Farm-Simulationen auch kennen – oder eigentlich aus fast allen kostenlosen Onlinespielen, die was mit Aufbau zu tun haben.
Symbol-Flut erinnert an Facebook-Spielchen
Schon nach wenigen Minuten fällt uns auf, dass Goodgame Big Farm so eine Art Mix darstellt aus Bauernhof-Browsergames, die so vor drei oder vier Jahren gestartet sind, und Farmspielen auf Facebook und Co. Die Entwickler haben ganz offensichtlich nicht vor, das Rad neu zu erfinden, aber das tut ja auch nicht unbedingt Not. Warum uns das Spiel an Socialgames à la FarmVille erinnert? Vor allem wegen der Art, wie wir Belohnungen einstreichen. Nach jeder Ernte oder jeder sonstigen Aufgabe ploppt eine Vielzahl an bunten Symbolen auf, die wir einsammeln, indem wir mit der Maus drüber fahren. (Was wir aber auch lassen können, die Belohnungen wandern nach einigen Sekunden trotzdem auf unser Konto.)
Also, was ist zu tun? Wir bauen erst einmal Mais an. Denn Mais brauchen wir, um in der Mühle Hühnerfutter herzustellen. Ohne Futter legt das Federvieh natürlich keine Eier. Außerdem können wir Wildblumen säen, aber die haben keinen weiteren Nutzen, außer dass wir sie auf dem Markt verscherbeln können. Die Navigation befindet sich am unteren Bildschirmrand. Über einen Klick auf die Farmverwaltung öffnen wir die Übersicht über unsere Produkte, die sich im Lager befinden. Hier können wir nach Bedarf Sachen einkaufen oder auch verkaufen. Ein bisschen wirtschaftliche Voraussicht kann in Goodgame Big Farm nicht schaden. Grundsätzlich können wir am Anfang aber eigentlich kaum was falsch machen. Allerlei lustige Charaktere wie Farmmädchen Tessa oder der alte Landwirt George versorgen uns die ganze Zeit mit Erklärungen und Aufgaben. Wenn wir denen einfach folgen, geht schon alles seinen Gang. Der Levelaufstieg erfolgt relativ fix, gerade im Vergleich zu Farmerama, wo wir gefühlt endlos viele Erfahrungspunkte brauchen, um aufzusteigen. Auch das erinnert eher an Socialgames denn an klassische Vertreter aus dem Browserspiele-Bereich.
Umso höher unsere Stufe, desto mehr Features schalten wir frei. Die für einen Levelaufstieg erforderlichen Erfahrungspunkte werden als Sterne dargestellt und fallen nach jeder erledigten Aufgabe ab. Abgesehen davon, dass wir wichtige zusätzliche Flächen erhalten, können wir mit steigendem Level auch immer mehr Tiere auf unserem Hof beherbergen und zusätzliches Saatgut verwenden. Auch finden wir nach einigen absolvierten Levels eine geheimnisvolle Mine neben unserem Bauernhof. Das soll’s Edelsteine geben! Oha, schauen wir uns doch mal an. Tatsächlich besteht die Schatzsuche aus einem Klick und einer Wartezeit von ein paar Tagen (!). Dann lassen wir die unsichtbaren Minenarbeiter mal ihr Werk tun und wenden uns anderen Dingen zu.
Wie beim Amt: Anmeldung für Missionen nötig
Zwar hält uns der Aufbau unserer Farm ganz schön auf Trab, aber mitunter führen lange Wartezeiten beim Aufbau oder der Produktion doch dazu, dass wir etwas Langeweile bekommen. In dem Falle haben wir die Möglichkeit, Missionen zu erledigen. Missionen sind besondere Aufgaben, die wir innerhalb einer vorgegebenen Zeitspanne erledigen müssen und die uns dann, wenn wir erfolgreich sind, zusätzliche Belohnungen bescheren. Dafür müssen wir uns zu der Mission unserer Wahl anmelden und treten dann gegen andere Spieler an, die auch mitmachen. Je besser wir uns im Vergleich zur Konkurrenz schlagen, desto größer fällt die Belohnung aus. Und nur die allerbesten können sich zudem über Ansehenspunkte freuen.
Auf unserer Farm leben wir übrigens nicht alleine, sondern mit vielen Arbeitern, die für uns alles erledigen. In jedes weiterverarbeitende Gebäude setzen wir Arbeiter, die die Produktion in Gang setzen. Die Leute verursachen natürlich Kosten und zwar umso mehr, je unzufriedener sie sind. Eine Smiley-Anzeige oben verrät uns, ob die Stimmung auf dem Bauernhof gerade im Argen liegt. Zum Glück sind die Farmarbeiter leicht zu begeistern. Mit ein paar Deko-Gegenständen hellen wir die Laune deutlich auf, ohne allzu tief ins virtuelle Portemonnaie greifen zu müssen. Außerdem sieht unser Hof wesentlich hübscher aus, wenn wir zwischen Acker und Schweinefarm eine liebliche Blumenwiese platzieren. Auch durch den Bau neuer Wohnhäuser verbessern wir die Stimmung, schließlich wollen die Arbeiter komfortabel leben. Wir starten in Goodgame Big Farm mit einer Farm, unserer Hauptfarm, aber im weiteren Verlauf des Spiels können wir weitere in Betrieb nehmen. Dabei herrscht auf jeder Nebenfarm ein bestimmtes „Thema“, was dazu führt, dass wir nur bestimmte Sachen bauen und anbauen können. Eine Besonderheit stellen dabei die sogenannten Schlemmerfarmen dar, auf denen sich alles ums leibliche Wohl dreht. Hier errichten wir Restaurants und bereiten viele leckere Speisen zu.
Gemeinsam stark: Die Bündnisse der Landwirte in Goodgame Big Farm
Das Zusammenspiel mit anderen Hobby-Farmern ist erwartungsgemäß sehr wichtig in Goodgame Big Farm. Ziemlich zu Beginn bekommen wir schon die Aufgabe, einem Bündnis beizutreten. Das ist kein großes Problem, denn über den Button „Mehrspieler-Funktionen“ gelangen wir schnell zu einer Übersicht über Gruppen, die nach neuen Mitgliedern suchen. Wenn wir uns wirklich auf das Spiel einlassen wollen, kommen wir eigentlich nicht drum herum, einem Bündnis beizutreten, denn nur so haben wir beispielsweise die Möglichkeit, an gemeinsamen Projekten zu arbeiten.
Sogenannte Bündnisprojekte müssen wir uns aber erst einmal erarbeiten und das tun wir, indem wir Sammelgegenstände zusammentragen und Sammlungen somit komplettieren. Wir finden die Gegenstände, indem wir ganz normal auf unserem Bauernhof arbeiten und mit verschiedenen Gebäuden und Produktionsstätten interagieren. Ist die Sammlung schließlich komplett, kann der Bündnis-Chef ein Gemeinschaftsprojekt starten. Wir arbeiten nun mit unseren Farmkollegen zusammen an der Erfüllung einer bestimmten Aufgabe und erhalten, wenn wir das Ziel erreichen, Bündnispunkte, die letztendlich dazu beitragen, dass unser Bündnislevel steigt. Bündnisse sind auch wichtig für die Forschung in Goodgame Big Farm. Gemeinsam forscht sich’s offenbar am besten, darum erforschen wir ein bestimmtes Gebiet (immer nur eins möglich!) und profitieren danach vom Effekt wie besseren Erträgen in einem bestimmten Produktionszweig.
- Einfacher Einstieg, schnelles Level-up
- Aufgaben verhindern Fehlstart
- Bündnisprojekte sorgen für Motivation und Interaktion
- Errichtung weiterer Farmen möglich
- Für Einzelspieler deutlich weniger Möglichkeiten
- Grafik und Sound eher langweilig
- Wenig Abwechslung, immer gleicher Schauplatz
- Schon zu Beginn recht lange Wartezeiten
Fazit
Goodgame Big Farm ist ein solider Vertreter des Genres: Alles funktioniert so, wie’s soll, der Spieleinstieg ist gut durchdacht, es gibt viele Interaktionsmöglichkeiten mit anderen Spielern und der Umfang an Features ist ausreichend, um auch längerfristig für Unterhaltung zu sorgen. Das Browsergame beinhaltet aber nichts, was es nicht auch in anderen Farmspielen gibt. Die Bündnisprojekte könnten wir da noch am ehesten zählen, aber Gemeinschaftsmissionen – mitunter auch serverübergreifend – finden sich auch in anderen Spielen dieser Art. Ein Grafik-Feuerwerk hat sich uns auch nicht gerade geboten. Wir können zwar ein Stückchen reinzoomen, aber eine detaillierte Ansicht der Farmbewohner oder Tiere ist nicht möglich. Auch beschränkt sich die Ansicht auf unsere Farm(en), einen Ausflug auf einen schön gestalteten Markt oder in eine Stadt können wir nicht unternehmen. Die Musik besteht aus einem durchaus passenden, etwas biederen Jingle, der sich aber alle paar Sekunden wiederholt, weswegen wir nach wenigen Minuten den Sound ganz abgestellt haben. Dennoch: Wer Farmspiele mag, wird sich auch in Goodgame Big Farm wohlfühlen, vor allem, wenn Freunde mitspielen – die Nutzerzahlen sprechen immerhin für sich.