Nachdem Ubisoft Blue Byte das Browserspiel zur Anno-Spieleserie bei der Gamescom im August 2012 angekündigt hatte, startete Anno Online einige Monate später, im Februar dieses Jahres, die Open Beta. Endlich konnten nun alle Anno-Fans und jene, die es werden wollten, ohne Zugangscode mitspielen und ihr Inselreich errichten. Vor wenigen Tagen erst staubte die kostenlose Simulation mit mittelalterlichem Schauplatz bei der Verleihung des Deutschen Entwicklerpreises die Auszeichnung als "Bestes Browsergame 2013" ab. Was ist dran am "Annoholismus"? Macht das Spiel auch Spaß, wenn man mit Anno bislang noch gar nichts zu tun hatte und wie ist das mit eingefleischten Fans der Reihe? Wir haben das Onlinespiel auf Herz und Nieren getestet und verraten dir, ob der Browsergame-Ableger dem Vergleich mit seinen berühmten Vorgängern standhalten kann.
- home
- anno-online
anno-online-test-vom-bauern-zum-edelmann-so-geht-langzeit-spielspass-im-browser
Anno Online Test: Vom Bauern zum Edelmann - So geht Langzeit-Spielspaß im Browser
Idiotensicherer Einstieg und vertrautes Gameplay
Der Einstieg in Anno Online ist so gestaltet, dass selbst Spieler, die noch nie in ihrem Leben etwas mit der Reihe zu tun hatten, gut klarkommen. Das liegt vor allem an den ausschweifenden Erklärungen zu Beginn und dem ständigen Nachschub an Quests, die uns automatisch auf den richtigen Weg führen. Für uns, die wir vertraut sind mit den PC-Spielen, ist es fast ein bisschen zuviel des Guten. So viel Text, wer soll das denn alles lesen? Wir klicken die Erklärungen weg und machen uns einfach mal ans Werk.
Die Steuerung kommt uns vertraut vor: Linksklick um Gebäude auszuwählen, Rechtsklick um die Karte zu bewegen. Durch Drehen am Mausrad zoomen wir näher heran oder weiter heraus, je nachdem, ob wir Details erkennen oder uns lieber einen Überblick verschaffen wollen. Die Ansicht drehen können wir in Anno Online leider nicht. Das gibt einen kleinen Minuspunkt, schließlich können wir somit nicht hinter unsere Gebäude blicken.
Während wir die ersten Gebäude platzieren – einen Marktplatz als Zentrum unserer künftigen Stadt und dazu ein paar Holzfällerhütten – fallen uns plötzlich kleine blaue, haufenartige Symbole auf unserer Insel ins Auge. Die sehen komisch aus und fügen sich so gar nicht in die ansonsten so beschauliche Optik des Browserspiels. Etwa ein Bug? Nein, Geschenke! Klicken wir die Häufchen an, bescheren sie uns Erfahrungspunkte und Holz oder Stein. Das ist praktisch und offensichtlich als Aktivitätsbonus gedacht für Spieler, die sich länger in Anno Online aufhalten.
Immer schön die Bilanz im Auge behalten!
Ansonsten kommt uns der Anfang unserer Inselbesiedelung sehr bekannt vor. Wir beginnen damit, rund um unseren Marktplatz herum ein paar Bauernhäuser zu errichten und achten darauf, dass alle Bauern eine Straßenanbindung zum Markt und zu anderen öffentlichen Gebäuden wie der Kapelle und dem Zimmermann haben. Ansonsten ziehen sie nämlich gar nicht erst ein! Auch unsere ersten Produktionsgebäude wie die Fischerei und die Holzfällerhütte müssen per Feldweg mit einer Markthalle beziehungsweise dem Kontor oder Lager verbunden sein, da die Waren andernfalls nicht abgeholt oder gelagert werden können.
Grundsätzlich gilt das gleiche wie in allen Anno-Spielen: Wohnhäuser bringen Geld ein (Münzen), während öffentliche Gebäude oder Produktionsstätten Unterhalt kosten. Wir müssen zusehen, dass die Bilanz im positiven Bereich bleibt, ansonsten droht akute Insolvenz! Neben den Münzen sind vor allem rote Edelsteine wichtig in Anno Online. Die Rubine stellen die Premiumwährung dar, die wir bei Bedarf gegen echtes Geld nachkaufen können. Das tut gerade am Anfang aber nicht not, denn wir erhalten reichlich davon in Form von Belohnungen. Das hilft enorm beim Einstieg, immerhin können wir uns mit Rubinen Nachschub an Holz, Stein, Münzen et cetera kaufen und den Ausbau schneller vorantreiben.
Was uns auch gleich auffällt, ist, dass unsere Insel zum größten Teil mit Wolken bedeckt ist. Die anderen Inselteile müssen wir nach und nach erkunden und somit freilegen. Das kostet Münzen, Rohstoffe und Zeit – es sei denn, wir decken sie direkt mit Rubinen auf, aber soooo viele haben wir nun auch wieder nicht zur Verfügung. Wir sind geduldig und warten einfach ab, bis wir uns neue Bereiche leisten können. Platzprobleme bekommen wir so fix ohnehin nicht.
Nur eine zufriedene Bevölkerung ermöglicht Fortschritte
Auch in der Browsergame-Variante sind besonders die Einwohner wichtig, genauer gesagt: ihre Anzahl und ihr Status. Wir fangen mit einfachen Bauern an, die aber bald zu Handwerkern und später zu Kaufleuten und sogar Adeligen aufsteigen. Das passiert natürlich nicht von jetzt auf gleich. Damit sie nämlich im Rang aufsteigen und somit auch mehr Steuern zahlen können, müssen wir erstmal dafür sorgen, dass sie glücklich und zufrieden sind. Heißt konkret: genug Nahrung, Getränke und eine direkte Anbindung an alle erforderlichen Gemeinschaftsgebäude. Wenn wir ideale Bedingungen geschaffen haben, erscheint ein Pfeil über den Gebäuden, die zum Aufstieg bereit sind. Nun müssen wir nochmal Münzen und Baumaterialien investieren, um das Upgrade auszuführen.
Jede Aktion in Anno Online beschert uns Erfahrungspunkte, die wir wiederum brauchen, um unser Level zu erhöhen. Durch Levelaufstieg und Vergrößerung der Bevölkerungszahl schalten wir neue Gebäude und Features im Spiel frei. Um nicht vom rechten Wege abzukommen, ist es hilfreich, sich an den zahlreichen Quests zu orientieren. Welche Aufgaben gerade anstehen, können wir über unser Questbuch oben links einsehen. Quests können zum Beispiel darin bestehen, bestimmte Gebäude zu errichten, eine vorgegebene Menge an Produkten herzustellen oder auch mal gesuchte Personen auf der Insel zu finden. Eine nette Abwechslung, die uns aus früheren Anno-Titeln bestens vertraut ist.
Das Erledigen von Aufgaben bringt uns nicht nur im Spiel voran, sondern beschert uns auch Belohnungen, zum Beispiel in Form von Geld, Rohstoffen oder sonstigen Produkten. Übrigens zahlt sich auch regelmäßiges Einloggen im Spiel aus. Sofern wir uns wirklich ohne Unterbrechung täglich anmelden, steigt der Login-Bonus mit jedem weiteren Tag im Wert.
Eine Insel ist nicht genug – Setz‘ die Segel!
Anno Online wäre natürlich kein würdiger Anno-Vertreter, wenn unser Dasein auf eine Insel beschränkt wäre. Und das ist es zum Glück auch nicht. Haben wir einmal eine bestimmte Menge an Handwerkern angesiedelt, steht uns das Schiffsbau-Feature zur Verfügung. Wir selbst düsen zwar nicht über die Meere, dafür schicken wir Kapitäne los, die für uns neue Inseln entdecken und in Beschlag nehmen. Das ist übrigens nicht optional, sondern absolut notwendig! Schließlich haben wir auf unserer Hauptinsel nur die Fruchtbarkeiten Weizen und Äpfel. Das ist ausreichend für Bauern und Handwerker, aber sobald die ersten Kaufleute eintrudeln, wird’s brenzlig. Wir verlagern die Produktion weiterer Güter auf verschiedene Inseln, richten Handelsrouten für unsere Schiffe ein und stellen somit die Versorgung aller Bevölkerungsgruppen sicher – ganz klassisch Anno.
Was nicht so klassisch Anno ist, ist der Mangel an militärischen Möglichkeiten. Es geht schrecklich harmonisch zu in der Welt von Anno Online. Obwohl wir gemeinsam mit tausenden anderen Spielern auf einem Server zocken, können wir uns keine Gefechte liefern. Das gibt Abzüge, wenngleich wir davon ausgehen, dass die Entwickler ein entsprechendes Features bestimmt irgendwann nachschieben. Der Vorteil an Browsergames ist bekanntlich, dass sie immer weiter entwickelt werden, solange sie erfolgreich laufen.
Es gibt natürlich Möglichkeiten, mit anderen Spielern auf friedliche Weise zu interagieren. So können wir Freunde hinzufügen und auf ihrem Eiland besuchen. Wir haben auch die Möglichkeit, einer Gilde beizutreten und uns mit anderen in einer Gruppe zu organisieren.
- Quests und Erklärungen erleichtern Einstieg
- Belohnungen für aktive Spieler
- Niedliche, detaillierte Grafik und stimmungsvolle Musik
- Ausgewogenes Free-to-Play-Modell
- Militärische Features fehlen
- Nur wenig Interaktionsmöglichkeiten mit anderen Spielern
- Ansicht nicht drehbar, dadurch etwas Unübersichtlich
Fazit
Man muss kein erfahrener Anno-Kenner sein, um sich in diesem Browsergame zurechtzufinden. Auch Neulinge kommen dank der vielen Quests und Erläuterungen gut ins Spiel, während Leute, die schon die PC-Spiele gezockt haben, die Möglichkeit haben, die Welt weitestgehend selbständig zu erkunden. In vielen Aspekten folgt Anno Online seinen Vergängern, alles andere wäre auch enttäuschend gewesen, schließlich weckt der Spieltitel gewisse Erwartungen. Natürlich haben wir auch Unterschiede entdeckt, beispielsweise mussten die Entwickler dem Free-to-Play-Modell Rechnung tragen, was aber auf durchaus faire Weise passiert. Wir konnten uns über einen Mangel an Rubinen nicht beklagen. Was fehlt, sind auf jeden Fall militärische Möglichkeiten. Die Hoffnung bleibt, dass entsprechende Optionen noch integriert werden, derzeit läuft aber alles sehr friedlich ab in Anno Online. Wir kochen unser Süppchen im Spiel überwiegend alleine. Aber das macht nichts, genug zu tun haben wir zu jeder Zeit. Langzeitmotivation und Spielspaß sind daher gegeben – und zwar kostenlos und ohne Download.